2025 - Italien

Es beginnt mit dem Geräusch der Zeltreißverschlüsse am frühen Morgen, mit dem ersten Licht des Tages, das sich seinen Weg in die Zelte bahnt, mit dem leisen Murmeln aus dem Nachbarzelt oder spätestens mit dem Weckruf unser Teamer:innen, der einen dann endgültig aus dem Schlaf holt. Und dann ist man wieder mittendrin : in einem neuen Tag der

Sommerfreizeit in der Toskana. Der Start in den Tag ist immer gleich und doch jeder Morgen auf seine eigene Weise besonders. Die gemeinsame Morgenandacht versammelt uns alle, bevor danach der Trubel beginnt. Meist noch leicht verschlafen im Halbschatten zwischen Küche und Essenszelt mit einem Moment der Stille, Musik und Gedankenanstößen. Es ist ein

Raum, um morgens durchzuatmen und sich auf das einzustimmen, was kommt. Frisch gestärkt werden dann beim Frühstück die ersten Pläne für den Tag geschmiedet – mal laut diskutierend, mal noch wortkarg mit einer Müslischale in der Hand. Manche zieht es direkt zum Pool, andere entschieden sich dafür, joggen zu gehen oder kreativ zu werden. Auch die Bibelarbeiten war fester Bestandteil des Vormittagsprogramms. In kleinen Gruppen tauschen wir uns über Themen aus, die uns beschäftigten – mal ernste, mal leichte. Spätestens zur Mittagszeit hat dann die Sonne ihren Höchststand erreicht und die Hitze sorgte für das typische italienische Sonmergefühl. Die Gemeinschaftszelte wurden schnell zu beliebten Treffpunkten, um sich im Schatten ein bisschen zu erholen. Trotz der Hitze war aber auch Nachmittags immer viel Programm geboten.

 

Wer vormittags aktiv war, lag jetzt vielleicht mit einem Buch in der Sonne, während andere Spiele spielten oder sich auf den Weg zum Strand machten. Man konnte sich einfach dem Programm anschließen oder bewusst auch mal etwas ganz Eigenes machen. An manchen Tagen war das Lager auch ganz leer, weil wir unterwegs waren. Unsere beiden Tagesausflüge führten uns nach Florenz und nach Pisa, wo natürlich das typische „Ich halte den schiefen Turm“ nicht fehlen durfte oder alternativ in den Wasserpark.Die Ausflüge waren intensiv, voller Eindrücke und Gespräche, manchmal auch einfach laut und chaotisch.

 

Und genauso war es auch oft abends zurück auf dem Platz. Der Tagesabschluss gehörte immer dem Abendprogramm. Beim ZDF-Abend (altbekannt für „Zeig Deine Fähigkeiten“) wurde gesungen, gezaubert, geschauspielert und viele weitere Talente präsentiert - manchmal mit viel Können, manchmal einfach mit Charme aber immer mit viel Spaß an der Sache. Auch der Theaterabend hatte seine eigene Dynamik. Jede Gruppe bekam ein Genre und einen Musiktitel zugelost und dann hieß es : Bühne frei. Innerhalb kürzester Zeit wurden aus Songtiteln kleine Szenen, die mal witzig, mal schräg, mal romantisch waren, aber vor allem immer kreativ und einzigartig.

 

Und wenn der Abend dann langsam ausklang, sammelten wir uns wieder zur Abendandacht. Es war ein stiller Moment im Trubel des Tages, ein bewusster Abschluss. Egal, wie laut und chaotisch der Tag auch war, wurde es in diesen Momenten ruhig . Die Gedanken, die bei der Andacht von den Teamenden geteilt wurden, wirkten oft noch lange nach. Es waren Geschichten, Fragen, Impulse. Man musste nicht immer Antworten finden. Es reichte, zuzuhören und zu merken, dass viele Gedanken, die man selbst im Kopf hat, auch andere beschäftigen.

 

Und irgendwann, ohne dass man es richtig bemerkte, geschahen Dinge zum letzten Mal. Die letzte Abendandacht. Das letzte Mal zusammen am Tisch sitzen und lachen, während das Essen gekocht wurde. Das letzte Mal die Badesachen zusammensuchen und Richtung Strand aufbrechen.

Als wir alle gemeinsam am vorletzten Abend zum Strand liefen, wussten wir : Diesmal wird es anders. Nicht nur, weil wir keinen Badeanzug sondern einen Pulli dabeihatten. Sondern, weil es ein Gottesdienst war, der alles noch einmal zusammennahm - die Tage, die Gespräche, das Miteinander.

Die Worte, die gesprochen wurden, berührten plötzlich auf eine ganz andere Weise als sonst. Vielleicht, weil wir sie mit all dem hörten, was hinter uns lag.

Vielleicht, weil wir sie mit dem Wissen hörten, dass es bald vorbei ist. Und dann kamen wie von selbst die Tränen - nicht aus Traurigkeit, sondern weil man spürte, dass etwas gewachsen ist, das man nicht einfach zurücklässt, wenn man heimfährt. In den zwei Wochen sind Freundschaften entstanden, die bleiben. Erinnerungen, die stärker sind als jeder Sonnenbrand. Und ein Gefühl von Gemeinschaft, das man mitnimmt - auch wenn der Alltag längst wieder begonnen hat.

 

Aber auch die kleinen, verrückten Dinge und Zufälle sind es, an die wir uns alle noch lange erinnern werden: Die einzige Steckdose, die mehr Mehrfachstecker gesehen hatte, als sie verkraften konnte. Der Kurzschluss, der erstaunlicherweise erst am letzten Tag kam. Die Wilschweine, die uns auf dem Heimweg vom Strand begegneten und für deutlich Gesprächsstoff sorgten. Oder auch die Mücken, die ebenso einen besonders guten Sommer hatten. Und vielleicht auch dieser Moment mitten in der Nacht wenn man im Schlafsack liegt, über den Tag nachdenkt - und merkt, dass man genau am richtigen Ort mit den richtigen Menschen war.

 

Lena Meineke, Teilnehmerin